Peter Stausberg   Internist         Hedda Stausberg   Ärztin für Allgemeinmedizin
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Hausarztpraxis Stausberg

Die Zuckerkrankheit

•  Typ-1 oder Typ-2 ? Diabetes boomt !

•  Das kommt davon.

•  Neue Behandlung­smethoden machen das Leben leichter.

Typ-1 oder Typ-2-Diabetes?

Oft wird die Zucker­krankheit noch einge­teilt in den ‚wahren‘ Diabetes einer­seits und den harm­loseren ‚Alters­zucker‘ anderer­seits. Der eigent­liche Diabetiker ist dann der jüngere Mensch, den das Schicksal mit einer schweren Krankheit ge­schlagen hat, der Insulin spritzen muss und dessen Lebens­erwartung verkürzt ist. Alters­zucker haben viele; das kann man mal haben; und wenn es so viele Menschen haben, wird es wohl nicht so schlimm sein. Man denkt eigent­lich nur daran, wenn es sein muss, z.B. beim Arzt­besuch! Oder beim Kaffee, wenn das schlechte Gewissen einen flüchtigen Schatten auf die Kuchen­platte wirft.
Dabei stimmt die Alters­ein­teilung nicht mehr. Immer häufiger werden Menschen in den besten Jahren um die 40 mit der Diagnose Diabetes kon­frontiert. Schon bei stark über­gewichti­gen Jugend­lichen findet man eine Stoff­wechsel­situation, die diese Ent­wicklung ankündigt; und ver­einzelt wird bei ihnen schon ‚Alters­zucker‘ fest­ge­stellt.
Typ-2-Diabetes hat also etwas mit Über­gewicht und Bewegungs­mangel zu tun. Dazu kann eine erbliche Ver­anlagung kommen. Die Krank­heit wird umso früher sichtbar, je stärker diese beiden Faktoren ausge­prägt sind. Die Körper­zellen verlieren die Fähig­keit, Trauben­zucker aufzu­nehmen und wirksam in Energie umzu­setzen; verlangen immer mehr Insulin. Diesen erhöhten Hormon­bedarf kann die kleine Bauch­speichel­drüse –das Pankreas– irgend­wann nicht mehr decken. Der Zucker­spiegel im Blut steigt; vor allem Muskulatur und Gehirn leiden an Brenn­stoff­mangel.
Beim Typ-1-Diabetes verliert dagegen die Bauch­speichel­drüse die Fähig­keit, Insulin bereit­zu­stellen. Die Betrof­fenen – v.a.Jugend­liche, aber auch Kinder und Menschen in den 30ern – sind dünn, verlieren Gewicht und können ohne Behandlung rasch in eine kritische Situation geraten.
Während ihre Anzahl bei etwa 300.000 Menschen in Deutsch­land liegt, steigt die Zahl der Typ-2-Diabetiker stark an. Ihre Zahl liegt bei etwa 7 Millionen, davon wissen ca. 2 Millionen noch nichts von ihrer Er­krankung. Jeden Tag gibt es fast 500 Neu­erkran­kungen. Von einem weiteren Zuwachs ist auszu­gehen.

Das kommt davon.

Warum reden alle vom Diabetes? Einmal provo­kativ gefragt: Warum lassen Ärzte, Politiker und andere Interes­sierte den armen Diabetiker, der kaum Be­schwerden hat, nicht einfach mal in Ruhe? Warum trak­tieren sie ihn mit Diäten, Medika­menten und Be­handlungs­programmen?
Obwohl die Erkrankung anfangs nur geringe Be­schwer­den verur­sacht, sind die Spät­folgen dramatisch. Alle Gefäße des Körpers werden ange­griffen, von den feinsten Äderchen im Auge bis zu den großen Schlag­adern. Auch die diabe­tischen Nerven­schäden – meist das erste Anzeichen einer fort­geschrit­tenen Erkrankung mit Taub­heit und Miß­empfin­dungen in den Füßen – sind letztlich Folge einer Durch­blutungs­störung der diese Nerven ernähren­den Haar­gefäße. Auf der Kata­strophen­liste der Spät­schäden stehen Herz­infarkt, Schlag­anfall, Augen­schäden bis hin zur Erblin­dung, Nieren­schäden bis zum Organ­ver­sagen und chronische Wunden bis zum Verlust von Glied­maßen.
Sind Sie noch da? Ent­schuldi­gen Sie bitte diese wilde Auf­zählung. Natür­lich wird nicht jeder Diabetiker eine solche Kata­strophe erleben, aber zweifellos ist das Risiko dafür drastisch erhöht, wenn die Er­krankung voran­schreitet. Auch der Haus­arzt lernt erst mit der Zeit, diese Aus­sichten richtig ernst zu nehmen, ist doch die Ver­suchung groß, den Patienten (und sich selber) zu schonen und das Gespräch nicht durch häßliche Drohungen zu belasten.
Mit den Jahren wird es dann aber immer wieder ernst und Patienten werden durch Infarkt oder Schlag­anfall aus dem aktiven Leben ge­rissen. Es geht ja nicht darum, um jeden Preis länger zu leben, sondern darum, Jahre mit guter Lebens­qualität zu gewinnen.
Dafür können wir etwas tun.
Wir wissen doch, dass eine gute Stoff­wechsel­einstel­lung, gesunde Er­nährung, Gewichts­normali­sierung und eine aktive Lebens­weise die Spätschäden des Diabetes hinaus­schieben können.
Warum nicht?

Neue Behandlung­smethoden machen das Leben leichter.

Ist die Insulin­spritze der Anfang vom Ende? ‚Einmal an der Spritze, immer an der Spritze?‘
Wahr ist, dass die Behand­lung mit der Insulin­spritze nicht an der Ursache des Typ-2-Diabetes angreift. Die Un­emp­find­lich­keit der Gewebe für das Hormon wird nicht gebessert und möglicher­weise wird das Über­angebot an Insulin, mit dem der Körper in einer frühen Krank­heits­phase diese Un­emp­find­lich­keit auszugleichen sucht, noch ver­schlimmert. Ein hoher Insulin­spiegel führt aber zu (weiterer) Gewichts­zunahme oder erschwert mindestens die Bemühungen, abzunehmen.
In den letzten 15 Jahren haben neue Medikamente und Be­handlungs­methoden dazu geführt, dass viele Diabetiker erst später oder gar nicht mit Insulin behandelt werden müssen. 2006 wurden die sogenannten Inkretin­mimetika und 2007 die DDP4-Hemmer zu­ge­las­sen. Das sind Medika­mente, die die Wirkung eines Dünn­darm­hormons ver­stär­ken, das natürlicher­weise nach einer Mahlzeit frei­gesetzt wird und die Insulin­produktion stimuliert. 2012 kamen die soge­nannten SGLT-2-Hemmer dazu, die über­schüssigen Zucker mit dem Harn ausscheiden. Allen diesen Medika­menten ist gemeinsam, dass sie eher zu einer Gewichts­abnahme führen. Aller­dings: Wenn Über­gewicht die Haupt­ursache für überhöhte Blut­zucker­werte ist, dann sind Tabletten und Insulin die zweite Wahl. Dagegen ist der Effekt einer Lebens­stil­änderung mit Gewichts­normali­sierung und regel­mäßiger körper­licher Aktivität dramatisch; er über­trifft den aller anderen Maßnahmen und führt oft alleine zur Stoff­wechsel­normalisierung.
Wahr ist aber auch, dass sich der Diabetes nicht aus­hungern lässt. Er lässt sich zwar um viele Jahre hinaus­schieben, aber letzlich wird der Insulin­spiegel absinken und der Be­handlungs­bedarf steigen. Oder aber es gelingt einfach nicht, das Über­gewicht abzu­bauen. Das ist auch keine Schande; ehrlich gesagt ist es s..schwer; und die Natur hat uns einige Hinder­nissse in den Weg gelegt, wenn wir ver­suchen wollen, den Energie­vorrat, den sie für Not­zeiten ange­sammelt hat, abzubauen.